- JFK-Privatsammlung Postfach München
Tag 13 - Dallas
„Heute waren wir um 10 Uhr mit Stephen Fagin verabredet. Er ist der Kurator des Sixth Floor Museums in Dallas und bat uns bereits im Vorfeld um ein Videointerview für das Historical Project des Museums. Er wird uns später eine entsprechende DVD zukommen lassen.
Anschließend begaben wir uns auf die Pfade von Oswald’s Fluchtweg. Dabei konnten wir tatsächlich Patricia Hall kennen lernen, die Enkelin seiner damaligen Vermieterin. Sie lebt noch heute in dem Haus.
Der Fluchtweg endete damals ja mit Oswald’s Festnahme im Texas Theatre. Zu unserem Glück hatte der heutige Kinobetreiber vergessen, eine der Türen von innen abzuschließen, und so konnten wir eintreten. Er führte uns dann zu genau jenem Platz, auf dem Oswald festgenommen wurde.
Nach einem kurzen Besuch im Parkland Hospital fuhren wir zu Oswald’s Grab in einem Vorort von Fort Worth. Leider mit viel zeitfressendem Stau. Am Abend machten wir noch einen kleinen Ausflug zu einem Mexikanischen Restaurant. Schließlich ließen wir den Tag auf der abendlichen Dealey Plaza ausklingen.“
Das Sixth Floor Museum in Dallas hat seinen Namen vom Stockwerk des TSBD, also des mutmaßlichen Tatorts an der Dealey Plaza, in welchem es sich auch befindet. In Deutschland sprechen wir eigentlich vom „5. Stock“, in den USA wird jedoch das Erdgeschoss bereits mitgezählt.
Mit seinem Kurator Stephen Fagin steht Peter Engels bereits seit Jahren in Kontakt. Als er von unserer Reise erfuhr, bat er uns um Teilnahme am hauseigenen „Oral History Project“. Hier werden Videointerviews mit Personen gesammelt, die eine unterschiedliche Verbindung zum Geschehen oder der Zeit haben. Diese können dann an Rechnern vor Ort aufgerufen und z.B. für Schulungszwecke verwendet werden. Ein Inhaltsverzeichnis hierüber ist auch online einsehbar. In unserm Fall war insbesondere der internationale Aspekt von Interesse. Es ging u.a. um die Frage, wie Kennedy heute noch in Deutschland wahrgenommen wird und natürlich um unsere persönliche Beziehung zu diesem Thema. Da Peter Engels sich mehr auf den Inhalt als auf die richtige Übersetzung seiner Ausführungen konzentrieren wollte, antwortete er im Gegensatz zum mir in deutscher Sprache. Erst im Nachgang übersendete Peter Engels dem Museum eine Übersetzung seiner Antworten ins Englische, was dann als Untertitelung der späteren Fassung beigefügt wurde.
Im Anschluss hielten wir uns natürlich noch einige Zeit im Museum auf, wozu uns Mr. Fagin eingeladen hatte. Auch erhielt Peter Engels eine signierte Ausgabe seines Buches über das Gebäude. Eine ebensolche hatte er sich bereits einmal als Geschenk für mich von ihm zusenden lassen. Im Gegenzug überreichten wir ihm einen Souvenierteller mit deutschen Sehenswürdigkeiten. Hiervon hatten wir vorab gleich einige Stück bestellt und im Verlauf der Reise den wichtigsten Personen als kleines „Dankeschön“ geschenkt.
Nun beschritten wir Oswald’s Fluchtweg durch Dallas. Aus organisatorischen Gründen nahmen wir unseren Mietwagen jedoch gleich mit. Nach der Innenstadt war die nächste Station seine ehemalige Pension in der 1026 N. Beckley Ave. im Stadtteil Oak Cliff. Hier trafen wir tatsächlich auf Patricia Hall, die Enkelin der ehemaligen Vermieterin. Ihre Mutter und Großmutter waren die damaligen Hauseigentümer und vermieteten das Zimmer an Oswald. Sie selbst war damals acht Jahre alt und erinnerte sich auch an ihn.
Nicht weit weg, in der 112/114 W. Neely Street, steht das ehemalige Wohnhaus der Oswald´s, in dessen Garten auch das berühmte Gewehrfoto aufgenommen wurde. Anfang 2013 kam im Internet das Gerücht auf, es sei abgerissen worden. Dabei handelte es sich jedoch um eine frühere Adresse der Oswald´s in der Nähe, was Peter Engels bereits im April des selben Jahres vor Ort feststellen konnte. Auch dieses Mal hatten wir wieder die Gelegenheit, in den Garten zu treten. Hatte Peter Engels 2013 noch mit der damaligen Bewohnerin Kontakt, so war an diesem Tag jedoch niemand zu Hause.
Dann kamen wir zum Tatort des Mordes am Polizisten J.D. Tippit, der Oswald zum Opfer wurde, als er diesen kontrollieren wollte. Laut Warren-Bericht hielt er neben Oswald am Straßenrand an, um ihn durch das Seitenfenster anzusprechen. Als er schließlich ausstieg, streckte ihn Oswald mit mehreren Schüssen nieder und setzte seine Flucht fort.
Oswald betrat dann ein Kino, das „Texas Theatre“, ohne am Eingang eine Karte zu lösen. Hier wurde er schließlich von der Polizei festgenommen. Das Gebäude selbst steht schon lange unter Denkmalschutz und das Kino war viele Jahre nicht in Betrieb. Aktuell ist es aber wieder geöffnet und als ich an der Tür rüttelte, war diese tatsächlich nicht verschlossen. Der Besitzer war anwesend und bat uns freundlich herrein. Er führte uns durch die Räumlichkeiten und auch in besagten Kinosaal. Hier konnten wir schließlich tatsächlich auf jenem Sitz Platz nehmen, auf dem auch Oswald seinerzeit saß.
Weiter ging es zum Parkland Hospital, in welchem sowohl Kennedy, Oswald und dessen Mörder Jack Ruby starben. Dieses hat sich im Laufe der Jahre zu einem ganzen Krankenhaus-Komplex ausgeweitet. Eine Fußgängerbrücke verbindet nun den alten mit dem neuen Klinikbereich. Bei meinem ersten Besuch 2013 befand sich im Originalgebäude noch eine Gedenkstätte, welche aufgrund der Umbauarbeiten nun im neuen Trakt und etwas erweitert untergebracht ist.
Nun stand noch ein Ausflug zu Oswald´s Grab in der Nähe von Fort Worth an. Eigentlich eine Fahrzeit von einer guten halben Stunde, aber der Baustellenverkehr machte uns etwas zu schaffen. Schließlich erreichten wir doch noch den Shannon Rose Hill Memorial Cemetary. Der Grabstein stammt aus dem Jahre 1967, nachdem Diebe zunächst den Originalgrabstein gestohlen hatten. Dieser wiederum fand erst kürzlich seinen Weg zurück zu seinem derzeitigen rechtmäßigen Eigentümer und soll vielleicht schon bald im Sixth Floor Museum ausgestellt werden.
Schließlich ging es zurück nach Dallas und der Verkehr wurde keineswegs besser. In einem Mexikanischen Restaurant an der McKinney Avenue ließen wir den Abend ausklingen, bevor wir wieder müde in die Betten fielen.